Sonntag, 9. Oktober 2016

FLÖHE - mehr als bloß Lästlinge!

Ein lesenswerter Beitrag von Tierarzt Sebastian Goßmann-Jonigkeit, Engelskirchen

Erstmal 5 FAKTEN zum Floh:

1. Ein Floh kann bis 50 Eier täglich legen.
2. Gerade mal 5% einer Flohpopulation lebt auf dem Wirt, die restlichen 95% in der Umgebung.
3. Ein Flohbefall lässt keine Rückschlüsse auf die Sauberkeit des Haushalts zu.
4. Jeder Floh saugt bis zu 10x pro Tag Blut.
5. Nicht Ratten übertragen die Pest - es ist der Rattenfloh!

Jeder hat von Ihnen bereits gelesen, Mancher schon leidlichen Kontakt. Die kleinen Hüpfer können allerdings mehr als pure Störenfriede sein... Dank des einsetzenden Herbstes steigt aktuell die Quote an Flohbefallenen.
> Mal sehn wer es schafft diesen Artikel bis zum Ende zu lesen ohne sich dabei kratzen zu müssen <

In aller Regel bemerkt man den Befall bei Hund und Katze an den typischen SYMPTOMEN:
Juckreiz, Unruhe und plötzliches Knabbern und Kratzen (meist im Hüftbereich).
Aufgrund der extrem großen Potenz von Flöhen kann es (wie auf dem Video unschwer zu erkennen) zu einem regelrechten Massenbefall mit diesen Ektoparasiten kommen. Die Tiere sind in der Lage sich extrem schnell exponentiell zu vermehren. So ist es theoretisch möglich, dass sich aus einem einzigen befruchteten Flohweibchen binnen 4 Wochen eine Nachkommenschaft von bis zu 255 Tausend Stück entwickelt - eine erschreckende Vorstellung.
> Und, juckt es schon? <
Im vorliegenden Fallbericht haben wir die einzelnen Biester auf dem Patienten nicht mehr gezählt, schätzen aber dass es sich um ca. 500 Flöhe auf der Haut dieses knapp 3kg leichten Kätzchen handelte. Das Video zeigt übrigens lediglich das rechte Hinterbein sowie den Zwischenschenkelbereich.
Das Tierchen war extrem geschwächt und wies eine ausgeprägte Blutarmut (Anämie) auf - kein Wunder wenn man bedenkt, dass sich Flöhe vom Blut ihrer Wirte ernähren. So hatte das Kätzchen tatsächlich durch die große Anzahl an Parasiten so viel Blut verloren, dass sie beinahe eine Bluttransfusion benötigte.
Der Organismus hatte durch den wochenlang anhaltenden Juckreiz bereits kapituliert, sodass er den Juckreiz nicht mehr durch Kratzen zu lindern versuchte.
Man sollte es definitiv nicht soweit kommen lassen!
Dabei steht die schnellstmögliche Beseitigung der Parasiten auf dem Wirtskörper im Vordergrund. Ob die Therapie mit Tabletten oder Spot-Ons durchgeführt wird hängt von den einzelnen Umständen ab.
Wichtig dabei ist dass die Medikamente aus einer Apotheke stammen sollten. Die meisten Tierarztpraxen haben die benötigten Präparate in ihrer hauseigenen Hausapotheke vorrätig und können dadurch direkt und gezielt gegen die Blutsauger vorgehen. Ein Waschen des befallenen Tieres bringt nur kurze Zeit Besserung da Flöhe sich schnell an trockene Orte wie Nase, Ohren oder Stirn retten und so das Bad unbeschadet überstehen.
Von freiverkäuflichen Pseudo-Medikamenten aus dem Futterhandel kann ich nur abraten: in aller Regel sind die 'schonend-natürlichen' Tinkturen wirkungslos. Auch kommt es nicht selten zu schmerzhaften Reaktionen an den aufgetropften Hautstellen oder sogar zu organischen Problemen - besonders hohe Quote an unerwünschten Nebenwirkungen zeigen Produkte mit Neem-Öl. Margosa-Extrakt ist übrigens das gleiche Zeug.
Für uns Menschen sind Flöhe in aller Regel zwar nicht gefährlich bereiten aber doch arge Probleme. Dadurch dass sie, im Gegensatz zu Mücken und Mosquitos, keinen Tastsinn haben um Blutgefäße anzubohren, beißen Flöhe meist 3x pro Hautareal. Oftmals bilden die Stiche dabei ein Dreieck oder eine Linie. Wer der Meinung ist dass Mückenstiche schon jucken sollte keinesfalls einen Flohbiss probieren - die sind nämlich (auch ohne Allergie) deutlich langanhaltender und obendrein juckender!
> allein das Lesen reicht doch zum Juckreiz auslösen, oder? <
Die BEKÄMPFUNG des Parasitenbefalls in der Wohnung stellte eine deutlich größere Herausforderung dar!
Da es sich bei Flöhen um temporäre Parasiten handelt, die sich zur Eiablage vom Wirt entfernen um dies in seiner direkten Umgebung (Teppich, Fußleisten, Sofaritzen, usw.) zu tun, lässt sich nur grob schätzen wie viele Lästlinge noch in jugendlichen Stadien warten.
Ob bzw. ab wann eine Umgebungsbehandlung begonnen werden sollte muss im Einzelfall entschieden werden.
Die DIAGNOSE bei Verdacht auf einen Flohbefall stellt man mittels Flohkamm und nassem Küchentuch: Dazu wird das Tier im Hals- u./o. Kruppenbereich mit dem engmaschigen Kamm gekämmt. Sollte man kleine braun bis schwarze Krümmelchen finden werde diese auf einem nassen Küchentuch ausgeklopft. Da es sich bei Flohkot um nichts Anderes als getrocknetes Blut des Wirtstieres handelt werden sich die Krümmelchen bei positivem Test nach Wasserkontakt rot verfärben.
Einen Floh kann man durchaus auch bei Kämmen finden - je nachdem wie groß der Befall ist. Allerdings gilt bereits das Finden von Flohkot als beweisend.
Ein einzelner Floh kann bei einem sogenannten Flohspeichel-Allergiker bereits zu massiv gesteigertem Kratzen und Benagen führen. Eine Handvoll unter Umständen zu richtigen Selbstverstümmelungen - sogenannten Automutilationen.
Oftmals enthalten Flöhe übrigens auch Bandwurm-Eier. Das bedeutet, dass eine Entwurmung nach erfolgreich durchgeführter Flohbekämpfung durchaus Sinn macht. Bei entsprechenden Fragen zu diesem Thema steht der jeweilige Haustierarzt sicherlich mit Rat und Tat zur Verfügung.
> Und? Ohne Kratzen geschafft? <
Man liest sich...
Tierarzt Sebastian Goßmann-Jonigkeit (aus Engelskirchen nahe Köln)

Ein youtube-Video von Tierarzt Sebastian Goßmann-Jonigkeit zu diesem Beitrag findet Ihr hier ...


Quelle:  
Tierarzt Sebastian Goßmann-Jonigkeit
Tierarztpraxis für Hunde, Katzen, Heimtiere und Vögel

Tierarztpraxis Dr. med. vet. Jonigkeit
Olpener Straße 25
51766 Engelskirchen  

http://www.tierarzt-jonigkeit.de
facebook: Tierarztpraxis Dr. Elke Jonigkeit

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