Eine Woche lang informieren wir hier täglich über die Veröffentlichungen
von Tierarzt Sebastian Goßmann-Jonigkeit zum Thema ZECKEN...
BABESIOSE – Hunde-Malaria in Deutschland???
Heute soll es im Zuge unseres Zecken-Specials um eine noch nicht so bekannte Erkrankung gehen: die Babesiose!
Es gab in letzter Zeit schon diesbezüglich so manch schaurig-gruselige
Artikel in der Boulevardpresse – deren Wahrheitsgehalt lässt aber aus
medizinischer Sicht doch sehr zu wünschen übrig.
Daher hier mal die SACHLICHE Darstellung dieses Krankheitsbildes:
Die Babesiose wird von Einzellern, den sogenannten BABESIEN, ausgelöst.
Die Zecke dient dabei lediglich als Überträger. Es kommt durch eine
saisonbedingte Aktivität der Zecken zu gehäuften Infektionen in den
Zeiträumen von März bis Juni und von September bis November.
Die
einzelnen Spezies der verschiedenen Babesien-Arten sind alle auf
bestimmte Wirte spezialisiert: beim Hund liegt das Hauptaugenmerk auf
Babesia canis, vogeli u. gibsoni.
Die in unseren Breiten am
Häufigsten vorkommende Zeckenart, der sogenannte Holzbock (Ixodes
ricinus) spielt bei dieser Erkrankung keine Rolle!
Die den Hund
befallenden Arten werden nämlich von speziellen Schildzecken
(AUWALD-ZECKE u. BRAUNE HUNDE-ZECKE) übertragen, die an ganz besondere
Umweltverhältnisse angepasst sind. Daher kommt es auch meist zum
gleichzeitigen Ausbruch bei mehreren Hunden aus dem gleichen Gebiet -
ein sogenanntes endemisches Geschehen.
Der Parasit nistet sich
nach erfolgreicher Infektion in den roten Blutzellen des Wirtes ein
(siehe Bild) und verursacht dadurch u.a. die Zerstörung vieler
Blutzellen, ein akutes Nieren- und Leberversagen. Es kann allerdings
auch zum Multiorganversagen kommen.
ABER: die Übertragung der
Babesien von Zecke auf Hund erfolgt erst ca. 48 STUNDEN nach Kontakt -
solange muss die Zecke "hängen" und Blut saugen.
Die befallenen
Patienten kommen vorberichtlich beinahe immer aus einem Endemiegebiet,
zeigen als Haupt-SYMPTOME hohes Fieber, Apathie, Blutarmut (Anämie),
Fressunlust und ggf. Gelbsucht (Ikterus).
Das VERBREITUNGSGEBIET der
übertragenden Zeckenarten war bis vor einigen Jahren größenteils auf
den Mittelmeerraum beschränkt, hat sich allerdings teilweise bis in den
Norden Deutschlands erweitert. So sind die Überträger bereits u.a. in
folgenden Gebieten zu finden: Münster- und Siegerland,
Berlin/Brandenburg, Raum Koblenz-Köln-Bonn-Leverkusen, Oberbayern,
Saarland und oberes Rheintal.
Zur DIAGNOSE kann sowohl der Erreger,
als auch entsprechende Antikörper im Blut nachgewiesen werden - die
Antikörper allerdings frühestens 10-14 Tage nach Infektion.
Zur
THERAPIE stehen verschiedene Präparate zur Verfügung, die meist binnen
24h zu einer deutlichen Verbesserung der klinischen Symptome führen.
Als PROPHYLAXE der Wahl steht natürlich die Meidung von Risikogebieten - OK, doof wenn man in einem wohnt... ;)
Dann gilt ganz klar: entweder wirksame Repellentien (z.B. Deltamethrin,
Fipronil oder Permethrin) UND Hunde wegen der späten Übertragung
mindestens alle 2 Tage komplett nach Zecken absuchen. Die Möglichkeit
der gezielten Schutzimpfung gegen die Einzeller soll hier lediglich
erwähnt werden, wird aber nicht weiter ausgeführt.
Die teils abstruse Panikmache ist meinen Augen stark übertrieben.
Ja, die akute Babesiose ist tatsächlich eine ernsthafte Erkrankung und
auf dem Vormarsch, aber sie ist auch therapierbar, und definitiv kein
sicheres Todesurteil!
Auch wenn sich dieser Artikel bestimmt nicht
mal annähernd so stark wie der "Killer-Zecken-Bericht" der großen
Zeitungen verbreiten wird, hoffe ich doch, dass er zumindest einige
panische Leser beruhigen kann.
Dieser Artikel erhebt keinen
Anspruch auf Vollständigkeit, sondern stellt lediglich eine
Zusammenfassung mehrerer Fachquellen dar. Für noch offene Fragen steht
euch euer Haustierarzt zur Verfügung.
Quelle/Bild:
Tierarzt Sebastian Goßmann-Jonigkeit
Tierarztpraxis für Hunde, Katzen, Heimtiere und Vögel
Olpener Straße 25
51766 Engelskirchen
http://www.tierarzt-jonigkeit.de
facebook: Tierarztpraxis Dr. Elke Jonigkeit
Vielen Dank an die Tierarztpraxis Dr. Elke Jonigkeit für die Genehmigung zur Veröffentlichung !
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