Eine Woche lang informieren wir hier täglich über die Veröffentlichungen
von Tierarzt Sebastian Goßmann-Jonigkeit zum Thema ZECKEN...
KNOBLAUCH gegen ZECKEN?
Im 7. Teil unserer ZECKEN-Serie geht es um eine die vermeintlich natürlich eierlegende Wollmilchsau in Form der Knoblauchs.
Jeder darf hier seine sachliche Meinung schreiben, aber erst nachdem er
den gesamten Text gelesen hat. Denn dann sollten Aussagen wie "meiner
kriegt das ständig und lebt immer noch" o.ä. echt überflüssig sein.
Es hält sich krampfhaft der Irrglaube, dass Knoblauch zuverlässig gegen
diverse Parasiten und Krankheitserreger schützen und dabei vollkommen
ungefährlich sein soll - z.B. gegen Zecken, Flöhe, Würmer und zeitweise
auch Tollwut.... So, das erstmal sacken lassen.
Fakt ist, dass
Knoblauch (Sativum allium) genauso wie Bärlauch zu den Lauchgewächsen
gehört und giftige Stoffe für Hund und Katze enthält. PUNKT!
Diese
schwefelhaltigen Verbindungen bewirken bei Hunden u. Katzen eine
sogenannte Hämolyse - das bedeutet, dass rote Blutkörperchen zerstört
werden. Dem Mund des klugen Schweizer Arztes Paracelsus entfuhr aber
schon lange vor unserer Zeit einmal der gern zitierte Satz: "Alle Dinge
sind Gift, und nichts ist ohne Gift; allein die Dosis machts, dass ein
Ding kein Gift sei." Auch PUNKT. Nochmal sacken lassen.
So gibt es folgende "offizielle" Dosisangabe zum Knoblauch:
Toxische Dosis für Hunde bei 5g/kg Körpergewicht ganzer Knoblauch oder
1.25 ml/kg Körpergewicht Knoblauchextrakt während 7 Tagen (Lee et al.,
2000; Means, 2002)
Hmmm. Das ist schon 'ne Menge, die man da verfüttern müsste, um laut dieser Studie in den toxischen Bereich zu kommen...
ABER es gibt einige klitzekleine Haken an diesen pauschalisierten Angaben:
1. gibt es bei jedem Wirkstoff individuelle Schwankungen (tatsächlich
auch bei den Natürlichen) - so braucht mancher Patient bis zu Symptomen
schon deutlich weniger
2. das Fehlen von Symtomen bedeutet nicht, dass er/sie trotzdem gesund ist
3. es gibt meines Wissens nach keine seriöse Studie, die die
vermeintlichen Abwehrmechanismen belegt (eine skandinavische
‘Soldaten-Studie‘ konnte da auch nicht überzeugen)
4. mit frei
verkäuflichen Medikamenten, die hohe Knoblauch-Konzentrationen
aufweisen, kommt es leider schneller als gedacht zur "Überdosierung" -
leider schon selbst bei Patienten erlebt...
Daher rate ich jedem,
der nur das Beste für seinen Liebling will, TÄGLICH seine
Familienmitglieder (egal ob mit oder ohne Fell) in den warmen
Jahreszeiten nach Zecken abzusuchen. Oder anderweitig vorzubeugen.
Beispielsweise soll Kokosöl IM FELL helfen - dazu erreichen mich zwar
von Herrchen/Frauchen immer wieder gegenteilige Meldungen, aber dafür
ist es definitiv ungiftig.
Dass es synthetische Wirkstoffe zur
Zeckenprophylaxe gibt dürfte jedem klar sein - darauf soll hier aber mal
nicht eingegangen werden. Genauso wenig wie auf Impfungen, BARF oder
sonstige Dauerthemen - auch wenn's Vielen schwerfallen wird... ;)
Jedem Leser sollte nach der Berichterstattung über mögliche
zeckenübertragene Erkrankungen der letzten Tage (u.a. Anaplasmose oder
Babesiose) klar sein, dass man etwas tun muss!
Was im Einzelfall aber das Vernünftigste ist bleibt jedem Halter selbst überlassen.
Zur Vollständigkeit die möglichen SYMPTOME einer Intoxikation durch
Knoblauch: Erbrechen, Durchfall, Schwäche, gesteigerte Atemfrequenz,
gesteigerte Herzfrequenz, Blutarmut, Gelbsucht, blutiger Urin, ...
Nur weil etwas natürlich ist muss es noch lange nicht ungefährlich sein!
Übrigens hatte mein früherer Hund auch kaum bis keine Zecken - und das
ganz ohne Chemie. Auch kein Knoblauch. Denn tatsächlich gibt es da
individuelle Unterschiede. Manche ziehen die Biester an wie ein Magnet
und Andere scheinen nicht zu "schmecken". Obwohl Zecken den Geruch von
Knoblauch tatsächlich nicht mögen, (wer tut das schon?), ist das gesamte
Duftspektrum eines Säugetieres ausschlagend wie appetitlich es auf
Zecken wirkt...
So, langer Text zu Ende... Ich hoffe die reinen Informationen sind angekommen.
Nach langem Überlegen bin ich zu der Überzeugung gekommen, dass das
Märchen vom zeckenabwehrenden Knoblauch prima von der legendären
Wirksamkeit gegenüber blutsaugenden Vampire abgeleitet werden kann.
Ob morgen noch ein 8. Teil kommt hängt vom Wetter und meiner
Schreiblust ab (Material gäbe es ja noch) – das Wochenpensum hatte ich
nämlich deutlich unterschätzt…
Quelle/Bild:
Tierarzt Sebastian Goßmann-Jonigkeit
Tierarztpraxis für Hunde, Katzen, Heimtiere und Vögel
Olpener Straße 25
51766 Engelskirchen
http://www.tierarzt-jonigkeit.de
facebook: Tierarztpraxis Dr. Elke Jonigkeit
Vielen Dank an die Tierarztpraxis Dr. Elke Jonigkeit für die Genehmigung zur Veröffentlichung !
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